„Unordentliche" Wälder sind lebenswichtig. - Die Evangelische Pfründestiftung achtet auf biologische Viefalt
Die Evang.-Luth. Pfründestiftung in Bayern bewirtschaftet rund 1700 ha Waldflächen ganz Bayern. Hierbei handelt es sich meist um kleine und mittlere Waldflächen mit einer Größe Bereich ein von 10 ha. Es gibt aber auch einzelne auch Waldparzellen mit um die 100 ha. Die Waldbewirtschaftung erfolqt meist über die ortsansässigen Waldbesitzervereinigungen und Forstbetriebsgemeinschaften in enger Zusammenarbeit mit der Pfründestiftung. In Zeiten zurückgehender Artenvielfalt bei Fauna und Flora ist im Bereich Forst ausunserer Sicht ein Schwerpunkt zu setzen, um hier entgegenzuwirken, da auf diese Flächen ein direkter Zugriff durch die Pfründestiftung besteht.In diesem Zusammenhang muss aber auch der Stiftungszweck die Erwirtschaftung von Gewinnen als Beitrag zur Pfarrbesoldung, berücksichtigt werden.
Es stellt sich nun die Frage, ob die Erfüllung des Stiftungszwecks mit einem aktiven Beitrag zum Artenschutz in Einklang gebracht werden kann. Aus meiner Sichtist dies ohne Problem möglich. Das Waldgesetz für Bayern (BayWaldG) legt nicht nur fest, dass der Wald nach haltig bewirtschaftet werden soll, führt auch aus, dass die biologisch Vielfalt des Waldes zu erhalten und erforderlichenfalls erhöhen ist. Deutlich wird uns die Artenvielfalt am ehesten durch unsere Fauna. Aber wie steht es um die landbewohnenden Tierarten unseren Wäldern?
Und wo liegt die Artenvielfalt in unseren Wäldern? Gerade gut gepflegte Wirt schaftswälder, auch bei naturnahen wald baulichen Verfahren und Baumartenzu sammensetzungen, bieten oft sehr wenig Lebensraum für typische waldgebunde ne Arten, weil wichtige Strukturen und Entwicklungsphasen von Naturwäldern
in ihnen fehlen. Dies führte in den ver gangenen Jahrzehnten bis heute zu Bio diversitätsverlusten. Die aktuelle hohe Nachfrage nach Energieholz verschärft die Defizite und stellt darüberhinaus die Nachhaltigkeit der Bodenfruchtbarkeit in Frage.
Grundsätzlich müssen wir hier zwischen zwei Arten unterscheiden: den Biotopbäumen und dem Totholz. Biotopbäume sind lebende Bäume welche vielfältigen Lebensraum für viele waldgebundene Arten bieten und damit im Sinn einer Förderung der Biodiversität unverzicht barer Bestandteil naturnaher Waldökosysteme sind. Ziel ist die Anreicherung unserer Waldflächen mit Biotopbäumen, die dauerhaft im Wald bleiben und ihrer natürlichen Alterung einschließlich ihrem Absterben wie dem Zerfall überlassen werden. Sie verbleiben somit auch als Totholz und in der Folge als Humus im Wald.
Sogenanntes „Totholz" welches in Wirklichkeit meist voller Leben ist erfüllt viel fältige Funktionen im Wald. Es dient z.B.der Wasser und Nährstoffstoffspeicherung und der Nährstoffversorgung.Sie erleichtert die Entstehung und Entwicklung der Waldverjüngung und dient dem Schutz der Verjüngung vor Wildverbiss. Somit ist Totholz genauso wie die Biotopbäume ein notwendiger Lebensraum für waldgebundene Arten. Sie sind als Strukturelement der Alters und Zerfallphase von Wäldern zwingender Bestandteil von naturnahen Waldökosystemen.
Dass entsprechende Mengen an absterbendem und abgestorbenem Material in unseren Wäldern zur Verfügung gestellt werden, kann langfristig ein wichtiger Beitrag sowohl für die Artenvielfalt als auch für die Bodenfruchtbarkeit sein und gleichzeitig die Ertragsfähigkeit unserer Flächen steigern. Diese Integration von naturnahen Wald ökokonzepten und die damit verbundene Anreicherung von absterbendem und be reits abgestorbenem Holz führt bei Grund stücksnachbarn, Brennholzselbstwerbern und auch einigen Kirchenvorständen zu Unverständnis. Diese Anreicherung er folgt aber meist auf Flächen, auf denen eine wirtschaftliche Holznutzung nicht oder nur schwer möglich ist oder die Aus gleichzahlungen für naturschutzfachliche Maßnahmen den Holzwert übersteigen. Somit gibt es keinen Widerspruch zwi schen Artenschutz und Erfüllung des Stif tungszwecks. Man wird sich wohl in Zu kunft an etwas „unordentlichere" Wälder gewöhnen müssen.